Keine Molche mehr am Groner Tor!
Medien-Information vom 13. 06. 2018
Stadt & Planung Göttingen e.V. fordert Konsequenzen aus Laich-gewässer-Zerstörung
Aus der Zerstörung des Laichgewässers am Groner Tor und des vollständigen Auslöschens der dortigen Population der streng geschützten Berg- und Teichmolche sind nach Ansicht von Stadt und Planung e.V. Konsequenzen zu ziehen.
Die Behauptung der Universität, Molche könne man problemlos umsetzen, entbehrt jeder fachlichen Grundlage. Laut Uni-Sprecher Roman Bielke (Göttinger Tageblatt 6.5.2018) seien die Molche von "Zoologen und Biologen der Universität" umgesetzt worden. Nach Informationen, die Stadt und Planung e.V. vorliegen, wurden hingegen ungeschulte Angestellte mit der Aufgabe beauftragt, die Tiere schlichtweg irgendwo auszusetzen, ohne jegliche fachliche Anleitung. Die Angestellten setzten sie einfach in Teiche im Alten Botanischen Garten aus, wo bereits stabile Molchpopulationen leben. Offenbar ist dies inzwischen bei der Polizei angezeigt worden, strafrechtliche Ermittlungen scheinen bereits eingeleitet worden zu sein.
Die Molche wurden nicht nur vorsätzlich an einen anderen Ort gebracht, was nach dem Bundesnaturschutzgesetzt ohne eine ausdrückliche Genehmigung nicht erlaubt ist.
Es standen bei der Aussetzung zudem wirtschaftliche Aspekte im Vordergrund: Die Molche waren ökonomischen Erwägungen im Zusammenhang mit der Forum-Wissen-Planung im Weg, und die Anlage eines neuen Teiches hätte Geld gekostet, das das Budget der Universität belastet hätte.
Anders ausgedrückt: die Universität will in ihrer Eigenschaft als gewerblicher Betrieb Geschäfte machen, deswegen mussten die Molche dort entfernt werden.
Wer 150 Molche in einem Lebensraum aussetzt, in dem bereits Molche leben, bewirkt zunächst eine starke Dezimierung oder einen Zusammenbruch der Beutetierpopulationen - woraufhin dann ein Zusammenbruch der Molchpopulation folgt. Nach einiger Zeit wird die Zahl der verhungerten Molche 150 überschreiten. Genau aus diesem Grund ist es gesetzlich verboten, Amphibien in einem bereits besiedelten Lebensraum auszusetzen.
Erst nach einigen Jahren wird sich der Bestand im Alten Botanischen Garten wieder erholt haben und es werden dort genauso viele Molche leben wie vorher. Im Klartext heisst das nichts anderes, als dass die Universität die Molchpopulation am Groner Tor vollständig und ersatzlos ausgelöscht hat.
Die Aussage der Universität, die noch nicht geschlechtsreifen Molche würden in der Regel nicht zu ihrem Ursprungsgewässer zurückkehren, ist zwar richtig. Allerdings wurden keine solchen Tiere am Groner Tor eingefangen, sondern nur die geschlechtsreifen Tiere auf ihrer Wanderung zum Laichgewässer.
Bergmolche orientieren sich zum Auffinden ihres Laichgewässer am Magnetfeld der Erde und am Nachthimmel. Diese Tiere werden im Frühjahr 2019 versuchen, zum Groner Tor zu kommen, was kein Tier überleben wird - und wenn, dann ist das Laichgewässer weg.
Teichmolche sind zur Orientierung auf bekannte Strukturen in der Umgebung des Laichgewässers angewiesen. Finden sie diese nicht, irren sie orientierungslos herum, können sich nicht vermehren, und sterben ebenfalls.
Stadt und Planung e.V. hatte im Jahr 2015 mit Universität und Sparkasse Verhandlungen geführt, deren Ergebnisse Sparkassenleiter Rainer Hald in der Neujahrsansprache im Januar 2016 in der Stadthalle bekanntgab: Die Universität hatte den Erhalt des Laichgewässers zugesagt.
Der Freiraumwettbewerb Groner Tor wurde von der Universität, der Stadt und EBR Immobilien gemeinsam ausgeschrieben, die Universität konnte somit direkt die Bedingungen diktieren. Ihre Zusage hat die Universität nicht eingehalten. Sie unterschrieb eine Wettbewerbsausschreibung, die die ersatzlose Zerstörung des Laichgewässers vorsah.
Vorwürfe erhebt Stadt und Planung e.V. auch gegen die Untere Naturschutzbehörde UNB.
Diese Behörde hätte zunächst auf die dem Stadtrat vorgelegte Freiraumplanung Einfluss nehmen und das Molchhabitat schützen müssen. Hierbei hätte sie darauf drängen müssen, für die Amphibien im Rahmen des Freiraumwettbewerbes ein geeignetes Laichgewässer einzuplanen.
Nach der Verabschiedung der Wettbewerbsbedingungen im Rat hätte die UNB erkennen müssen, dass das Laichgewässer verschwinden wird. Sie hätte die Universität informieren müssen, unter welchen Bedingungen eine Ausnahmegenehmigung zum Umsetzen der Molche ausgestellt werden könne. Die Verantwortlichen der Universität schien es noch nicht einmal interessiert zu haben, dass dafür eine Ausnahmegenehmigung erforderlich ist.
Dass die UNB untätig bliebt, lässt sich möglicherweise damit erklären, dass die Stadt selbst den Freiraumwettbewerb Groner Tor mit ausgelobt und die UNB offenbar zum Stillschweigen gedrängt hatte. Stadt und Planung e.V. fordert als Konsequenz aus den Vorgängen die Ausgliederung der UNB aus dem Baudezernat.
" Die UNB agierte schon öfters als ein willfähriges Organ des Baudezenats. Vernünftigerweise müsste die UNB deshalb im Kreishaus angesiedelt werden, damit sie der Stadt gegenüber nicht mehr weisungsgebunden ist"., so Uwe Scheibler, zweiter Vorsitzender.